alle Fotos copyright SINN-MEDIA
Hallo Susanna, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn dich und dein Team bei guud kurz vor:
Hallo zusammen, ich bin Susanna Mur und habe 2021 gemeinsam mit Alina Friedrichs guud gegründet. Unser Ziel mit guud ist es, mehr Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil zu begeistern.
Vielleicht möchtest du uns euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
Unsere Vision ist eine Welt, in der verantwortungsbewusste Konsumentscheidungen die Norm sind. Jedes Jahr subventioniert der deutsche Staat den Konsum in Höhe von 24 Milliarden Euro. Dies geschieht durch einen Steuerfreibetrag in Höhe von 50 Euro im Monat, den Unternehmen unter gewissen Voraussetzungen ihren Mitarbeitenden gewähren können.
Mit unserer guudcard können Unternehmen gezielt bewussten Konsum für ihre Mitarbeiter:innen fördern. Die guudcard wird monatlich mit dem 50 Euro Steuerfreibetrag beladen und Mitarbeitende können mit der guudcard an geprüften nachhaltigen Orten in ihrer Region bezahlen – zum Beispiel in Bio-Supermärkten, vegetarischen Restaurants, Second-Hand-Läden, öffentlichen Verkehrsmitteln und
vielem mehr.
Welches Problem wollt Ihr mit guud lösen?
Mit unserem Produkt möchten wir zwei verschiedene Probleme lösen:
Zum einen ist der Konsum von nachhaltigen Produkten oft teurer. Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Lebensstil einfacher und erschwinglicher zu machen. Mit der guudcard möchten wir Menschen dazu motivieren und dabei unterstützen bewusste Konsumentscheidungen zu treffen. Ganz nebenbei stellen wir damit auch sicher, dass die Gelder, mit denen der Staat Konsum subventioniert, in guude Orte fließen
und die Vielfalt unserer Städte bewahrt bleibt.
Zum anderen wird es für Unternehmen im Kampf um Talente immer relevanter, sich nachhaltig aufzustellen und für den Umweltschutz zu engagieren. So würden sich laut einer Studie von Stepstone 75% der Bewerber:innen eher bei einem nachhaltigen Unternehmen bewerben. Das ist aktuell eine große Herausforderung für alle Unternehmen. Und hier setzen wir mit der guudcard an. Die guudcard ist ein nachhaltiger Mitarbeiterbenefit, der Unternehmen ermöglicht, ihre Mitarbeitenden bei bewusstem Konsum zu unterstützen. Damit wird Nachhaltigkeit im (Unternehmens-)alltag für Mitarbeitende spürbar und erlebbar gemacht.
Wie ist die Idee zu guud entstanden?
Die Idee entstand gemeinsam mit dem ImpactHub München und dem sozialen Start-up Future Cooperative, mit dem wir ebenfalls zur Entwicklung der Nachhaltigkeitskriterien und Erstellung der Map nachhaltiger Orte kooperieren.
Gemeinsam haben wir eine Idee ausgearbeitet, um den Mitarbeitenden des ImpactHubs nachhaltige Mitarbeiterbenefits anzubieten, da es bisher am Markt kein entsprechendes Angebot gab. Daraus ist dann die guudcard entstanden.
Wie würdest Du deiner Großmutter guud erklären ?
Ich würde sagen: “Hey Oma, wir machen hier etwas richtig guudes, lach.”
Nein, im Ernst, es ist ganz simpel: Stell dir vor, deine Arbeitgeberin gibt dir 50 Euro im Monat, die du an nachhaltigen Orten in deiner Umgebung ausgeben kannst – beim Bioladen, vegetarischem Restaurant oder für die Fahrradreparatur.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Unser Grundkonzept ist gleich geblieben, aber wir sind ständig an der Erweiterung unseres Angebots dran. Seit 2022 gibt es neben der guudcard auch den guudschein:
Ein Universalgutschein, der zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder Geburtstagen an Mitarbeitende verschenkt wird und dann bei nachhaltigen Partnershops eingelöst werden kann.
Wie funktioniert euer Geschäftsmodell ?
Das Geschäftsmodell der guudcard setzt sich aus zwei Komponenten zusammen.
Zum einen fällt eine kleine Gebühr pro Mitarbeiter:in für die Beladung der guudcard an und zum anderen gibt es einmalige Kosten bei der Einrichtung – für das Onboarding, die Kartenerstellung und den Versand. Bei dem guudschein arbeiten wir mit Provisionen der Händler:innen.
Wie genau hat sich guud seit der Gründung entwickelt ?
Als wir mit der guudcard angefangen haben lag unser Fokus zunächst auf München.
Hier haben wir angefangen, nachhaltige Orte auf unsere Map aufzunehmen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir unser Gebiet dann auf ganz Deutschland ausgeweitet. Mittlerweile kann man mit der guudcard an über 10.000 Orten deutschlandweit bezahlen. Das große Netzwerk und die breite Vielfalt der Akzeptanzstellen schätzen natürlich auch unsere Kund:innen. Mittlerweile sind wir auf über 150 Unternehmenskund:innen angewachsen – vom Fahrradladen bis zum DAX Unternehmen. Wir haben unsere Prozesse professionalisiert, unseren Kund:innensupport ausgebaut und unser Team ist stetig gewachsen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Als wir gestartet haben, war unser Ziel immer: Unser Produkt muss so schnell wie möglich getestet werden, dann brauchen wir Kund:innenfeedback und dann können wir uns verbessern. So haben wir beispielsweise unsere guudscheine am Anfang über eine Plattform verkauft, die noch im Aufbau war und somit noch nicht ganz ready.
Wir waren hier vielleicht an manchen Punkten manchmal einfach zu schnell, aber das war auch ganz gut für uns. So hatten wir immer direkt den Druck, auch abliefern zu müssen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Mitgenommen aus dieser Zeit haben wir vor allem, dass wir manche Dinge auch zunächst komplett durchdenken, bevor wir damit an unsere Kund:innen herantreten.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ganz klar: bei unserem Team. Wir haben ein tolles Team eingestellt und konnten damit sukzessive wachsen. Wir waren super schnell darin, neue Kund:innen onzuboarden und Dinge zu testen. Wir haben tolle Mentor:innen gefunden und viele wertvolle Unterstützer:innen kennengelernt.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Zu Beginn waren wir komplett eigenfinanziert. Das hat super funktioniert, denn wir haben von Anfang an Umsätze gemacht. Nach und nach sind dann auch Business Angels hinzugekommen, die in uns investiert haben. Dadurch hatten wir zum einen die Möglichkeit, schneller zu wachsen, Dinge auszuprobieren und unser Team zu erweitern. Darüber hinaus haben wir vor allem durch das Expert:innenwissen unserer Mentor:innen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Personalaufbau stark profitiert. Diese Unterstützung hat uns sehr geholfen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
So viele guudcard und guudscheine wie möglich ausgeben, um noch mehr Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil zu begeistern! Darüber hinaus möchten wir die guudcard natürlich stetig verbessern. Zum Beispiel würden wir gerne die Nutzer:inneninteraktion erhöhen und dafür sorgen, dass die guudcard mehr als eine Sachbezugskarte ist. Wir möchten mehr Menschen zu Nachhaltigkeit inspirieren und diese spielerisch in ihren Alltag einbauen. Nachhaltige Team-Challenges oder Incentives für nachhaltiges Verhalten sind nur einige der Ideen. Im Zuge dessen ist auch eine Erweiterung der App im Gespräch. Kurz um: Wir haben noch viel guudes vor!
Vielen Dank für das Interview.