Hallo Veronika, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Climedo Health kurz vor:
Hi! Wir sind Climedo Health, ein Software Startup aus München, das 2017 von Sascha Ritz, Dragan Mileski und mir gegründet wurde. Wir drei haben uns während unseres Studiums in München kennengelernt und – nach einem kurzen Abstecher in andere Startups – Climedo gegründet, das war 2017. Inzwischen sind wir zu einem 21-köpfigen, internationalen Team gewachsen.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startups, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Wir haben uns das Ziel gesetzt, Patienten durch intelligente Software-Lösungen die bestmögliche medizinische Behandlung zu bieten. Gemeinsam mit Europas führenden Kliniken haben wir eine innovative cloud-basierte Plattform zur klinischen Validierung von Medizin- und Pharmaprodukten entwickelt. Durch die digitale Vernetzung aller Beteiligten (Medizinproduktehersteller, Pharmaunternehmen, CROs, Kliniken sowie Patienten) ermöglichen wir unseren Kunden und Nutzern signifikante Leistungssteigerungen, Kosteneffizienzen und somit eine beschleunigte Einführung medizinischer Innovationen auf dem Markt.
Welches Problem wollt Ihr mit Climedo lösen ?
Wir glauben, dass im Gesundheitswesen noch zu viele Prozesse analog ablaufen – etwa klinische Studien, deren Ergebnisse mit Stift und Papier festgehalten und per Fax versendet werden. Unternehmen könnten sehr viel Zeit und Geld sparen, wenn sie ihre Aktivitäten mithilfe von digitalen Lösungen automatisieren würden. Genau hier setzt Climedo an. Unsere Software für klinische Datenerhebung kann Unternehmen und auch Produktanwendern wie Ärzten oder klinischem Fachpersonal sehr viel administrativen Aufwand abnehmen, sodass sie sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben widmen können.
Wie ist die Idee zu Climedo entstanden ?
Kennengelernt haben wir uns am CDTM (Center for Digital Technology and Management) in München, wo wir an verschiedenen Projekten zusammengearbeitet haben. Wir hatten alle bereits zuvor Startups gegründet und leider hatten wir im engen Familienumfeld auch negative Erfahrungen mit ineffizienten Behandlungen gemacht, teilweise mit schwerwiegenden Folgen. Unsere Motivation war es deshalb, das Gesundheitssystem grundlegend zu verbessern. Durch intensiven Austausch mit Ärzten haben wir erkannt, dass bei der Digitalisierung und Automatisierung von klinischen Datenerhebungsprozessen ein enormes Potenzial liegt.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Climedo erklären ?
Mit Climedo können neue Entwicklungen in der Medizin, zum Beispiel Diabetes-Medikamente oder Hüftimplantate, schneller auf Ihre Sicherheit und Wirksamkeit überprüft werden, sodass die beteiligten Ärzte und Unternehmen viel Zeit und Geld sparen. Patienten profitieren dank der neuen, sicheren und leistungsstarken Produkte von einer verbesserten Gesundheitsversorgung und erhöhten Lebensqualität.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Wir haben unseren Ursprung in der akademischen Forschung. Die erste Version von Climedo wurde gemeinsam mit der Charité in Berlin entwickelt und unsere ersten Kunden waren führende europäische Universitätskliniken. Diese sind nach wie vor loyale Kunden und wichtige Partner für uns, wenn es um die Weiterentwicklung unserer Softwarelösung geht; denn unserer Meinung nach ist es essentiell für die Nutzerfreundlichkeit und Bedienbarkeit eines jeden Produkts, regelmäßig Feedback von dessen Endanwendern einzuholen. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus der Industrie haben wir inzwischen einen vermehrten Fokus auf dieses Kundensegment gelegt, da auch hier ein großes Digitalisierungspotenzial herrscht. In diesem Zusammenhang unterstützen wir aktuell vor allem Medizinproduktehersteller, die mit neuen Regularien wie der EU-MDR konform werden müssen, insbesondere wenn es um die systematische Erfassung von klinischen Daten zum Nachweis der Sicherheit und Leistung von Medizinprodukten geht.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir haben ein SaaS-Modell, das aus einer einmaligen Einrichtungsgebühr und einer flexiblen monatlichen Nutzungsgebühr besteht, je nach Anzahl und Umfang der geplanten Studien bzw. Datenerhebungsprojekte.
Wie genau hat sich Climedo seit der Gründung entwickelt ?
Seit der Gründung haben wir zahlreiche tolle Team-Mitglieder gewonnen, sind ein ein größeres Büro gezogen und haben einige öffentliche Fördergelder erhalten, unter anderem von EIT Health und EXIST. Ende 2019 haben wir zudem unsere Seed-Finanzierungsrunde in Millionenhöhe abschließen können. Zu unseren Kunden und Partnern zählen akademische Institutionen, Auftragsforschungsinstitute (CROs), Medizinproduktehersteller und Pharmafirmen. Sozusagen alle wichtigen Stakeholder zur Durchführung von Studien und deren Zusammenarbeit wir mit unserer Softwarelösung vereinfachen. Zuletzt haben wir auch ein Projekt mit dem Bundesministerium für Gesundheit gestartet, um deutsche Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie durch ein digitales Symptom-Tagebuch zu entlasten.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir haben inzwischen über 20 Mitarbeiter und wachsen ständig weiter.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Ad hoc fällt mir da nicht wirklich ein spezielles Einzelereignis ein. Wie in jedem Startup gibt es auch bei uns regelmäßig kleine oder größere Dinge, die schiefgehen, aber das Gute ist, dass unser Team auch in solchen Situationen immer zusammenhält und nach einer schnellen, kreativen Lösung sucht.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Fehler machen ist bei uns absolut erlaubt und wir sorgen auch dafür, dass wir jedes Mal etwas daraus lernen und das Gelernte transparent im Team kommunizieren. So hat keiner das Gefühl, etwas “unter den Teppich kehren zu müssen”.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ich würde sagen in Sachen Arbeitskultur. Wir haben so viele talentierte und ambitionierte Teammitglieder dazugewonnen, die mit uns wachsen und Dinge vorantreiben wollen. Jeder kann von Anfang an viel Verantwortung übernehmen und Neues ausprobieren, damit wir uns ständig verbessern und weiterentwickeln. Da wir als Digital Health Startup natürlich auch selbst sehr digital unterwegs sind, waren wir zum Glück auch nicht allzu schwer von der Corona-Pandemie betroffen. Als der Lockdown angefangen hat, konnte sich unser Team direkt ins Home Office begeben und unseren Kunden weiterhin denselben guten Support bieten.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Neben sechsstelligen öffentlichen Fördergeldern und einer siebenstelligen Seed-Finanzierung durch Privatinvestoren finanzieren wir uns auch über die Umsätze durch unsere Kunden.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir planen natürlich, unser Team und unseren Kundenstamm weiter auszubauen. Außerdem werden wir vermutlich eine größere Finanzierungsrunde abschließen, um mit dem Wachstumskapital den internationalen Gesundheitsmarkt anzugehen.
Vielen Dank für das Interview.