Hallo Bernhard, hallo Christian, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt! Bitte stellt uns zu Beginn Euch und euer Team bei Zwopr kurz vor:
Christian: Bernhard und ich sind die Gründer von Zwopr. Mit Tassilo haben wir noch einen weiteren Gründungspartner in unserer Dependance in Berlin. Wir sind beste Freunde seit über 20 Jahren. Vor rund zwei Jahren haben wir Zwopr, unsere Plattform und App für Instant-Help, gelauncht und sind inzwischen ein Team von acht Leuten. Dazu gehören unser CTO Marcel, unsere Community- und Engagement Manager Julia und Stefan, unsere CMO Caro und unser Werksstudent Gary. Gemeinsam arbeiten wir daran, Zwopr kontinuierlich weiter zu entwickeln.
Vielleicht möchtet Ihr uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Bernhard: Klar doch, sehr gerne! Zwopr ist eine App und Community für Hilfe unter Mitmenschen bei ganz alltäglichen Dingen wie mit dem Hund Gassi gehen, kleinen handwerklichen Aufgaben, Einkaufshilfe, Fahrrad reparieren und vielem mehr. Wie geht das? Ganz einfach: App installieren, Hilfegesuch erstellen oder Hilfe anbieten – beides geht natürlich auch – und schon greift der Matching-Algorithmus und bringt beide Seiten zusammen.
Christian: Das Besondere bei Zwopr: Wer Hilfe bekommt, sagt Danke durch Klimaschutz. Die meisten Menschen nehmen Hilfe vor allem dann an, wenn sie sich revanchieren und selbst auch etwas Gutes tun können. Dieses Konzept wurde von Anfang an sehr gut angenommen.
Welches Problem löst Ihr mit Zwopr ?
Bernhard: Wir vernetzen hilfsbereite und hilfesuchende Menschen miteinander und leisten dabei zugleich einen Beitrag für den Umweltschutz. Damit gehen wir zwei der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit an: Sozialer Zusammenhalt und Nachhaltigkeit. Was nützt die größte Hilfsbereitschaft, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt werden kann? Mit Zwopr liefern wir die Antwort auf diese Frage. Gegenseitige Hilfe funktioniert in der App einfach, schnell und kostenlos. Über unser Aufforstungsprogramm leistet unsere Community zugleich einen Beitrag zum Umweltschutz. 10.000 Bäume konnten wir so im letzten Jahr pflanzen – zusammen mit unserem Partner Trees-for-the-Future.
Christian: Die Corona-Pandemie bietet uns die Chance für eine neue Form des Zusammenlebens. Das zeigt die paradoxe Erfahrung, die wir gerade alle machen. Wir sind gezwungen, Abstand zueinander zu halten, aber gleichzeitig suchen wir die soziale Nähe zu unseren Mitmenschen. Wir sind es gewohnt, dass man fast alles käuflich erwerben kann, doch jetzt wird uns bewusst, dass man Hilfsbereitschaft nicht einfach so im Internet bestellen kann. Darauf liefert Zwopr eine zeitgemäße Antwort.
Wie ist die Idee zu Zwopr entstanden ?
Bernhard: Soziales Engagement macht das Leben lebenswerter. Das wissen wir aus eigener Erfahrung. Uns ist in unserem eigenen Umfeld aufgefallen, dass es oft ungemein schwer fällt, jemanden um Hilfe zu bitten – entweder, weil es einfach unangenehm ist zu fragen, oder weil man gar nicht weiß, wer welche Hilfe leisten kann. Obwohl die Bereitschaft zu gegenseitiger oder nachbarschaftlicher Hilfe tief in uns verankert ist, ist sie oft einfach nicht „abrufbar“. Das wollten wir ändern – die Idee von Zwopr war geboren.
Christian, wie würdest Du Deiner Großmutter Zwopr erklären ?
Als eine moderne Helfergemeinschaft. Das Prinzip ist denkbar einfach: Im Fokus steht die gegenseitige Hilfe, die nicht mit Geld, sondern mit einem Beitrag für das Zwopr-Aufforstungsprogramm vergütet werden kann.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Christian: Klar, zwar nicht im Kern, aber in der Ausgestaltung, die zunehmend breiter wird. Gestartet sind wir als reine Nachbarschaftshilfeplattform. Schnell dazu kam unser stringenter Fokus auf Nachhaltigkeit. Dieser Hybrid-Ansatz sucht seines Gleichen in Deutschland. Brandneu ist, dass wir unsere Plattform nun auch für Unternehmen nutzbar machen. Somit können Kollegen sich unter einander privat helfen oder zusammen gemeinnützig aktiv werden. Benötigt ein Kollege beispielsweise während einer Geschäftsreise einen Hundesitter, kann er mit wenigen Klicks ein Hilfegesuch im Firmen-Channel erstellen und per Matching einen Helfer finden.
Bernhard: Natürlich kann auch das Unternehmen selbst aktiv werden und ein gemeinnütziges Projekt vorstellen, etwa eine Seniorenhilfe. Mitarbeiter können sich dafür anmelden und durch Incentives für ihr Engagement belohnt werden. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Wie genau hat sich Zwopr seit der Gründung entwickelt ?
Bernhard: Wir waren kaum ein Jahr am Start, da kam Corona. Wir haben in der Lockdown-Zeit eine sensationelle Hilfsbereitschaft in unserer Community gesehen. Die täglichen Neuanmeldungen haben sich in dieser Zeit verzehnfacht. Uns hat die Corona-Krise viele neue Wege aufgezeigt, etwa bei unserer Kooperation mit dem DRK-Müggelspree in Berlin, wo wir zur Hochphase des ersten Lockdowns gemeinsam eine Einkaufshilfe ins Leben gerufen haben. Die Resonanz war enorm.
Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Christian: Uns gibt es ja gerade einmal zwei Jahre. So richtig schief gelaufen ist uns bislang nichts. Groß ist allerdings immer wieder die Versuchung, zig Dinge gleichzeitig anzugehen. Dem konnten auch wir nicht immer widerstehen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Bernhard: Fokus, Fokus und nochmal Fokus! Gerade als kleines Team kommt es sehr darauf an, sich nicht zu verzetteln. Alles auf einmal zu stemmen geht nicht.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Bernhard: Wir ticken gleich und teilen die gleichen Werte. Startups scheitern oftmals am Gründungsteam. Das schließe ich in unserem Fall aus. Wir kennen uns seit 20 Jahren. Das heiß nicht, dass wir grundsätzlich immer der gleichen Meinung sein müssen. Die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, ist sogar immens wichtig. Eine langjährige Freundschaft, gegenseitiges Vertrauen und die gleiche Vision, wohin wir unser Startup entwickeln wollen, sind das solide Fundament, auf dem wir Zwopr aufgebaut haben. Uns treibt eine gemeinsame Motivation an: Menschen untereinander zu vernetzen und die Gesellschaft mit positiven Impulsen zu verbessern.
Wie ist Euer Startup finanziert und wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Christian: Für den Start haben wir viel eigenes Geld in die Entwicklung der Plattform gesteckt. Business Angels sind an Bord und wir sind in Gesprächen mit Investoren. Für unsere Nutzer ist die Plattform kostenfrei. Abgesehen von unserem Share, den wir aus unserem Aufforstungsprogramm erhalten, haben wir keine nennenswerten Einnahmen. Wir haben ein Konzept für eine Bezahlversion entwickelt, das Unternehmen, Organisationen oder Kommunen offensteht und sind in konstruktiven Gesprächen. Vorstellen können wir uns auch langfristige strategische Partnerschaften mit nachhaltig orientierten Unternehmen, etwa aus dem Handel. Voraussetzung für uns ist, dass unsere potenziellen Partner von dem Hybrid-Ansatz aus Nachbarschaftshilfe und Nachhaltigkeit ebenso überzeugt sind wie wir.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir haben uns im letzten Jahr sehr darauf fokussiert, unseren USP glasklar herauszuarbeiten: Einen stringenten Fokus auf Nachhaltigkeit und die punktgenaue Ansprache der passenden Helfer per Push-Notification durch den Zwopr Matching-Algorithmus. Bei Zwopr hinterlegen alle Mitglieder einen ungefähren Standort und wobei sie anderen Mitgliedern gern helfen würden. Das macht den Matching-Prozess, bei dem wir nur für diesen Service nötige Daten speichern, einzigartig. Nun gilt es, dieses Alleinstellungsmerkmal einem breiteren Publikum bekannt zu machen, zunächst in Deutschland, danach in Europa.
Vielen Dank für das Interview.